Der Weidezaun in voller Länge

Kunststoffzaun

1. Richtige Höhe

Die Zaunhöhe ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gibt jedoch in den Leitlinien zur „Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzaspekten“ Empfehlungen: Der Zaun sollte, vom Boden aus betrachtet, mindestens 0,8 mal höher sein als die Widerristhöhe des größten Pferds. Bei einem Pferd mit einem Stockmaß von 1,70 Metern entspräche das einer Zaunhöhe von etwa 1,40 Metern. Das ist recht niedrig. Schlagen Sie lieber 20 Zentimeter drauf. Das Oberlandesgericht in Naumburg forderte in einem Fall sogar eine Zaunhöhe von bis zu zwei Metern bei Großpferden.

Bringen Sie außerdem mindestens zwei bis vier Querlatten als weitere Abgrenzung an. So bleiben auch Fohlen, Ponys und Kleinpferde im Zaun. Die Leitlinien des BMELV empfehlen, die erste Abgrenzung 40 bis 70 Zentimeter über dem Boden zu setzen, die zweite im gleichen Abstand darüber, abhängig von der Zaunhöhe.

 

2. Stabile Pfosten

Kaum ein Pferdebesitzer denkt beim Thema Zaunsicherheit sofort an die Pfosten. Tatsächlich spielen sie eine tragende Rolle. Bei Pfosten aus Holz kommt es auf Holzsorte, -qualität und Verarbeitung an. Das Material sollte langlebig und bissfest sein. Morsche Pfosten knicken bei Belastung wie Strohhalme ein.

Besonders langlebig sind Pfosten aus Eiche oder Robinie. Sie halten etwa 10 bis 15 Jahre, Robinie sogar bis zu 30 Jahre. Doch Vorsicht: Die Rinde ist giftig. Verwenden Sie daher nur geschälte Robinien-Pfosten. Eichenpfähle sollten gut abgelagert sein, sonst verringert die Gerbsäure die Haltbarkeit. Preiswerter sind Pfosten aus Weichholz wie Fichte oder Kiefer. Sie sollten aber unbedingt kesseldruckimprägniert sein, da sie sonst schnell morsch werden und schlapp machen. So halten sie etwa zehn Jahre.

Einen großen Unterschied macht es, ob Sie Kern- oder Splintholz verwenden. Kernholz aus der Mitte des Stamms ist dichter und neigt nicht so stark zur Rissbildung. Außerdem enthält es kaum Nährstoffe, so dass sich Pilze, Bakterien und Insekten nicht so schnell einnisten. Splintholz stammt aus den Randbereichen, ist weicher, feuchter und nährstoffreicher. Weniger anfällig sind Pfosten aus Kunststoff. Die meisten sind aus Hart-PVC. Sie trotzen der Witterung, verrotten nicht und sind pflegeleicht. Die Bruchfestigkeit hängt aber eng mit der Qualität des Kunststoffs zusammen. So stabil wie Holzpfosten sind sie nicht, vor allem recyceltes Material verbiegt sich leicht. Bei Pfosten aus Kunststoff müssen Sie unbedingt darauf achten, dass diese UV-beständig sind.

Der Durchmesser eines runden Holzpfahls und auch die Maße von Kanthölzern sollten zwischen neun und zwölf Zentimetern liegen. Dann ist der Pfosten im Notfall stabil genug und hält den Zaun in seiner Verankerung. Pfosten dieser Dicke verrotten zudem langsamer. Die Pfähle müssen aber tief genug in der Erde stecken: Eck- und Torpfosten mindestens 70 Zentimeter, die Pfosten dazwischen (Streckenpfosten) 40 bis 50 Zentimeter. Grundsätzlich sollte ein Drittel im Boden verschwinden. Tipp für zusätzliche Sicherheit: Rammen Sie die Pfosten ins Erdreich statt sie einzugraben. So verdrängt der Pfahl das Erdreich und verdichtet es. Dadurch steht der Pfosten stabiler.

Die Abstände zwischen den Pfählen richten sich nach dem verwendeten Zaunmaterial und liegen laut BMELV-Empfehlungen bei 2,60 Metern bis höchstens fünf Metern.

 

3. Bänder und Co.

Zwischen die Pfosten können Sie Holzlatten, Elektrobänder, Elektroseile oder -litzen spannen. Glatter Draht eignet sich für Pferdekoppeln nicht – er ist viel zu schmal, so dass die Pferde ihn nicht erkennen. Eine Breite von etwa vier Zentimetern nehmen sie dagegen gut wahr. Solch ein Elektroband ist jedoch windanfälliger, und Sie müssen mehr Pfosten aufstellen, damit es gespannt bleibt.

Für einen Holzzaun verwenden Sie als Querlatten entweder Halb- oder Rundhölzer. Wichtig ist, dass Sie diese an der Innenseite der Pfosten befestigen, damit das Pferd sie nicht nach außen drückt. Es ist empfehlenswert, zusätzlich zum Holzzaun einen Elektrozaun auf der Innenseite mit Hilfe von Abstandhaltern oder Isolatoren zu spannen. Auch, weil Pferde das Holz gerne annagen.

 

4. Voll unter Strom

Wer einen Elektrozaun hat, braucht dafür ein Weidezaungerät. Damit Pferde überhaupt einen Schlag spüren, müssen mindestens 2500 bis 3000 Volt anliegen. Weidezaungeräte funktionieren entweder über einen Netzanschluss oder per Akku. Welches Weidezaungerät sich für Ihre Koppel eignet, ist abhängig von der Länge der Umzäunung. Je mehr Zaun, desto mehr Leistung muss das Gerät bringen. Wichtig: Achten Sie auf die Isolatoren. Sie sorgen dafür, dass der Strom nicht über die Pfosten in den Boden fließt und zum Spannungsabfall am Zaun führt. Sie sind aus Kunststoff, brechen leicht und sollten bei kleinen Rissen ausgetauscht werden.

Damit Regen das Weidezaungerät nicht außer Gefecht setzt, decken Sie es zur Sicherheit lieber ab. Da der Strom nur fließt, wenn sich der Spannungskreis schließt, müssen Sie ausreichend rostfreie Erdungsstäbe im Boden verteilen. Sie sind über ein isoliertes Zuleitungskabel mit dem Stromgerät verbunden. Wie viele dieser Erdungsstäbe Sie brauchen, hängt von der Leistung Ihres Weidezaungeräts ab. Bei einem 9-Volt-Gerät reicht ein Erdungsstab von einem Meter Länge, bei einem 12-Volt-Gerät sollten es mindestens drei sein. Die Stäbe setzen Sie in Abständen von je drei Metern in die Erde. So können sich um die Stäbe Spannungsfelder aufbauen.

 

5. Kontrolle ist alles

Damit Ihre Pferde sicher aufgehoben sind, müssen Sie den Zaun täglich kontrollieren. Wenn die Koppel in der Nähe von stark befahrenen Straßen liegt, sogar zweimal am Tag. Wer einen reinen Elektrozaun hat, muss täglich die Hütespannung prüfen. Dabei helfen Weidezaunprüfgeräte. Ein paar Modelle nahm CAVALLO auf ihre Tauglichkeit hin unter die Lupe (siehe Heft 6/2010). Inzwischen gibt es außerdem Systeme, die automatisch ein Leck melden.

 

Info

Tür auf: Am einfachsten sind Schwenktore aus verzinktem Stahl zu bedienen. Meist findet man an Weidezäunen aber Elektrobänder mit Torgriffen. Sie sind unhandlich: Die Bänder schleifen auf dem Boden, Pferd und Reiter können sich darin verheddern. Die optimale Lösung ist eine Pufferzone vor dem eigentlichen Koppeleingang. In diese Schleuse wird das Pferd hineingeführt, das innere Tor geschlossen und erst dann das äußere geöffnet.