Jeder Pensionspferdehalter sollte es sich zur Pflicht machen, regelmäßig seine Weideflächen zu kontrollieren und schadhafte Stellen in Weidezäunen sofort zu reparieren. Eine hundertprozentig ausbruchsichere Einzäunung gibt es nicht. Gerade deshalb sollte die Einzäunung einer Weide ein Höchstmaß an Stabilität und Sicherheit angestrebt werden, wie Elmar Brügger in seinem Beitrag beschreibt.
Ein landwirtschaftlicher Betrieb, der professionell Pferdehaltung betreibt, sollte für die Tiere natürliche Weideflächen zur Verfügung stellen. Das können mehrere kleine Koppelabschnitte sein oder verschiedene große Weiden. Ein Pensions- und Zuchtpferdebetrieb, der ausreichend Weideflächen, eventuell mit einer Winterweide, zur Verfügung hat, ist von besonderer Güte. Wer nicht über Weideflächen verfügt, muss auf teure, künstlich befestigte Auslaufflächen ausweichen. Denn für die Psyche des Pferdes sind diese Fress-, Spiel- und Bewegungsflächen sehr wichtig, besonders, um den Sozialkontakt zu den Artgenossen halten zu können. Ferner wird das Wohlbefinden und die Gesundheit des Tieres durch Klimareize und die Möglichkeit, den natürlichen Bewegungsdrang ausleben zu können, gefördert.
Verletzungssichere Begrenzungen
Das Pferd ist ein Flucht- und Bewegungstier, das im Herdenverband andere Verhaltensformen aufweist als ein Einzeltier, das auf der Weide oder im Auslauf gehalten wird. Um ausreichend Futter- und Wasserstellen zu finden, legten die Pferde in der Vergangenheit große Wegstrecken zurück. Erkundungsdrang, Fellpflege und Schlafverhalten sind bei der Haltung auf der Weide zu berücksichtigen. Weidebegrenzungen müssen verletzungssicher, ausbruchssicher mit ausreichender Höhe und einem Abschreckungseffekt, sichtbar, stabil und langlebig sein, darüber hinaus umweltfreundlich und kostengünstig in Errichtung und Unterhaltung. Natürliche Hindernisse, wie kleine Gräben, Wälle, Windschutzstreifen, Böschungen, stellen für Pferde nicht unbedingt eine Begrenzung dar. Der Weidezaun wird nach folgenden Gesichtspunkten unterschieden:
- der Hütewirkung: stabiler Zaun mit mechanischer Festigkeit; Elektrozaun, Abschreckwirkung durch elektrische Impulse; Kombizaun zur mechanischen Hütewirkung mit Abschreckwirkung durch elektrische Impulse.
- dem Standort: Außenzaun, der eine Futter- und Bewegungsfläche nach außen abgrenzt; Innenzaun, der eine vom Außenzaun umgebene Futter- und Bewegungsfläche oder eine oder mehrere Teilflächen abgrenzt.
- der Standdauer: Stationärer Zaun, der einmal aufgebaut und über mehrere Jahre stehen bleibt; halbstationärer Zaun, der jährlich einmal auf- und abgebaut wird; mobiler Zaun, der mehrmals pro Jahr auf- und abgebaut wird.
Stationäre Außenzäune, die zur Einfriedung der gesamten Weideflächen verwendet werden, müssen vor allem neben Bahnstrecken und verkehrsreichen Straßen besonders stabil und sicher gebaut werden. Dagegen können Innenzäune als mobiler oder halbstationärer Zaun zur Koppelunterteilung einfacher ausgeführt werden. Der Standardweidezaun besteht in der Regel aus Längspfählen und Querverstrebungen. Die Einzäunung sollte eine erforderliche Höhe grundsätzlich von mindestens 1,20 m haben oder entsprechend 0,8 x Widerristhöhe des größten Pferdes. Bei einem Pferd mit der Widerristhöhe von 1,70 m sollte der Zaun also eine Mindesthöhe von etwa 1,40 m haben. Die grundsätzliche Mindesthöhe eines Weidezaunes für Pferde von 1,20 m beruht auf ein Gerichtsurteil vom OLG Celle: Die Zaunpfähle müssen mindestens, je nach Bodenbeschaffenheit, mit einem Drittel ihrer Länge in den Boden eingegraben werden, bis sie stabil und fest stehen. Daraus resultiert eine Gesamtpfahllänge von mindestens 2,00 m bis zu 2,25 m.
Zaunpfähle aus Holz
Der immer noch klassische und alt bewährte Zaunpfahl besteht aus natürlichen Holzstrukturen. Wird die heimische Eiche oder die Robinie verwendet, kann von einer natürlichen hohen Lebenserwartung der Pfähle ausgegangen werden. Bei der Eiche sollte darauf geachtet werden, dass nur abgelagerte Ware zwischen drei und fünf Jahren verwendet wird. Da bei der frischen Eiche die Gerbsäure noch nicht ausgetrocknet ist, verringert sich die Haltbarkeit und ist beschränkt auf etwa fünf bis sieben Jahre. Alternatives Hartholz ist die Robinie. Sie muss geschält und gut abgelagert sein, da unter anderem die Rinde eine Vergiftungsgefahr für das Pferd darstellen kann.
Die preiswerteren und meist verwendeten Holzpfähle werden aus Weichholz erstellt. Es haben sich die Nadelhölzer, wie Tanne, Fichte, Kiefer oder Lärche, bewährt. Kiefer sollte ein Feuchtegehalt unter 30 % haben und durch die Imprägnierungszone um das Kernholz, werden optimale Bedingungen gegeben, dieses Holz chemisch zu schützen. Das heißt, dass die Nadelhölzer, bezogen auf die langfristige Erhaltung der Gebrauchstauglichkeit, imprägniert werden müssen. Grundsätzlich sollten diese Produkte kesseldruckimprägniert sein. Da über das Importgeschäft preiswertere Holzerzeugnisse auf dem Markt angeboten und über die Qualität der Erzeugnisse meistens keine ausschlaggebende Aussagen gemacht werden, ist es zu empfehlen, nur imprägnierte Holzerzeugnisse mit einem RAL-Gütezeichen seitens der Gütegemeinschaft Imprägnierte Holzbauelemente e. V. zu verwenden. Die Produkte bieten mit dem freiwilligen Gütezeichen den Vorzug des ausschließlichen Einsatzes unter amtlicher Mitwirkung geprüfter und bauaufsichtlich zugelassener Holzschutzmittel sowie einer Qualitätsgarantie hinsichtlich Verbrauchersicherheit und Langlebigkeit, zehn Jahre werden durch den Herstellergewährleistet. Auch bezogen auf die Natur-, Landschaft- und Wasserschutzgebiete geben die nach diesen Maßgaben imprägnierten Holzerzeugnisse eine langfristige Sicherheit für die Verwendbarkeit dieser Produkte auch in geschützten Gebieten. Nicht zu vergessen ist, dass diese imprägnierten Hölzer vor Verbiss geschützt werden müssen.
Finger weg von Bahnschwellen
Die preiswerten und langlebigen Eisenbahnschwellen, Strom- und Telegrafenmasten und die postölgetränkten Weidezaunpfähle wurden teilweise entgegen den Satzungen in Schutzgebieten verwendet. Grundsätzlich gilt aber, dass die oben erwähnten Produkte allgemein für die heutige Verwendung in der Landwirtschaft, also auch für den Weidezaunbau, verboten sind. Dies gilt auch für Privatpersonen, die diese Produkte in irgend einer Weise für den Bau eines Weidezaunes verwenden wollen. Besonders dort, wo die Gefahr eines häufigen Hautkontaktes besteht, wie in Ausläufen und auf Weiden oder in direkter Anbindung eines Pensionspferdebetriebes, sind neue und gebrauchte ölimprägnierte Holzerzeugnisse verboten.
Pfosten ist nicht gleich Pfosten
Der Mindestdurchmesser eines runden Holzpfahles beträgt, je nach Erstellung der Querverbindungen und Pfostenlänge, zwischen 9 cm und 10 bis 12 cm. Wird zum Beispiel ein zweireihiger Elektro-Weidezaundraht verwendet mit einer Pfostenhöhe von 2,0 m und einem Pfahlabstand von etwa 4 m, so ist ein Holzpfahl mit einem Durchmesser von 9 cm ausreichend. Wichtig sind die Eck- und Torpfosten. Sie müssen relativ hohe Zugkraft aufnehmen, weshalb sie besonders massiv zu gestalten und gut zu versteifen sind.
Wenn Weichholz für den Pfahlbau verwendet wird, sollten Rundpfosten angewendet werden. da bei den Vierkantpfosten die Imprägnierzone an einigen Stellen sehr eng ist und dadurch die Langlebigkeit reduziert wird - besonders dann, wenn an diesen Stellen sich natürliche Risse bilden und dadurch zusätzlich Wasser in den Holzkern eindringen kann. Vierkantpfosten werden gerne bei der Erstellung von hölzernen Querriegeln, bezogen auf die Auflage, genommen. Die Pfähle dürfen nicht mit dem eisernen Vorschlaghammer eingeschlagen werden, da sonst der Pfahlkopf splittert und dadurch die Langlebigkeit deutlich verkürzt wird. Je nach Bodenart und vorhandener technischer Ausrüstung werden die Pfosten gesetzt, zum Beispiel mit einem hölzernern Schlegel oder einer Handramme. Bei feuchtem Boden lassen sich die Pfähle mit der Frontladerschaufel eindrücken, bei Steinen im Boden oder beim Ausheben von Pfostenlöchern mit einem Spaten oder einem maschinengetriebenem Erdbohrer ist auf gutes Beistampfen der ausgehobenen Erde nach dem Setzen der Pfähle zu achten. Professionelle Zaunbaufirmen nutzen zur Montage meist eine leichte, am Traktor angebaute Ramme, die die Pfosten in den Boden rammt. Ein Abschrägen/Abschälen des Pfahlkopfes leitet den Niederschlag ab, vergrößert aber die Wasseraufnahmefläche des Holzes. Wenn das gemacht wird, muss ein Brett auf der Abschräge befestigt werden, was alle drei bis fünf Jahre erneuert werden muss. Sollten die Eck- oder Torpfosten in Beton gesetzt werden, ist darauf zu achten, dass der Holzpfahl durch den Beton führt, damit sich keine Staunässe bilden kann und dadurch wegfault.
Alternativen aus Kunststoff
Als Alternativen von Zaunpfählen aus Holz werden auch Kunststoffpfähle, seltener Beton- oder Metallkonstruktionen verwendet. Diese Zaunpfähle sind sehr witterungsbeständig und haben eine längere Lebensdauer wie Holzpfähle. Die Kunststoffpfähle sind aus modernem, hochschlagzähem Kunststoff und dadurch unverrottbar, korrosions- und schlagfest, leicht, UV-stabil und pflegeleicht. Sie werden, je nach Bodenbeschaffenheit, entweder mit einer Ramme und Führungsschiene in den Boden gerammt oder mit einem Erdbohrer wird das Loch vorgefertigt. Dann wird das Loch inklusive Pfahl mit einer Kiesschüttung und oberhalb mit einer etwa 5 cm dicken Betonschicht (B 15) verfüllt. Die Einbautiefe des Kunststoffpfahles muss, je nach Bodenqualität, mindestens aber ein Drittel der Pfähllänge betragen. Der Pfahl besteht aus einem speziell nach dem Hersteller kreierten Zaunpfosten mit unterschiedlicher Länge und einer Pfostenkappe. Sie werden hauptsächlich in weißer Ausführung produziert. Einige Hersteller bieten sie auch in brauner Ausführung an. Die Pfostenlängen variieren zwischen etwa 5 m und 2,5 m. Durch die flexiblen Halterungssystemen können an den Kunststoffpfosten verschiedene Querriegelarten angewendet werden. Die Kunststoffhersteller garantieren eine mindestens zehnjährige Gewährleistung auf ihr Produkt und eine kostenlose Annahme ihrer gebrauchten Produkte. Sie werden dann in das Recycling-System eingebunden.
Auch aus Recycling-Kunststoff werden Zaunpfähle angeboten. Sie stammen aus dem Dualen System. Dadurch werden unterschiedliche gebrauchte Kunststoffprodukte aus verschiedenen Herkünften und Qualitäten miteinander verschmolzen. Sie sind etwas schwerer als die reinen Kunststoffprodukte und sind teilweise durch die UV-Einstrahlung langfristig nicht ganz so beständig. Die Pfähle lassen sich wie Holzpfosten bearbeiten (sägen, nageln, schrauben), sind aber unverrottbar. Sonst werden sie genauso wie die reinen Kunststoffprodukten gehandhabt.
Anzumerken ist, dass die Kunststoffpfähle etwas weicher/labiler als die Holzpfosten sind. Die weiße Zaunausführung macht ein Säubern nach etwa drei bis fünf Jahren erforderlich. Wichtig ist, dass sie nach Vorgabe der Hersteller ordnungsgemäß einbaut werden, sonst gibt es Probleme mit der Stabilität dieser Zäune. Ein weiterer Vorteil der Kunststoffpfosten ist ihre Isolierwirkung. In Verbindung mit den Elektrodrähten und –bändern kann auf Isolatoren verzichtet werden. Wichtig ist, auf die Kunststoffqualität der Pfosten zu achten.
Für den halbstationären oder mobilen Innenzaunbereich werden Zaunpfähle aus Kunststoff oder umgewalztem Stahl angeboten. Diese Zaunpfosten werden per Handramme oder Fußdruck eingerammt und mit Befestigungselemente versehen. Oft sind sie schon am Pfahl vorgefertigt worden. Schwerpunktmäßig werden sie im Koppelbereich mit den Elektrobreitband, -kordel und Drahtlitzen in Verbindung gesetzt.
Querriegel stabilisieren
Die Querriegel können aus Rund- oder Halbrundhölzer erstellt werden. Viel wird die preiswerte Fichte verwendet, da sie nahezu gerade bleibt und weniger Astausbildungen hat. Der Durchmesser der Halbrundriegel sollte mindestens 10 cm, besser 11 bis 12 cm betragen. Werden Holzplanken oder Bohlen verwendet, dann sollte der Mindestdurchmesser 4 cm betragen. Die naturgewachsenen Querriegel werden in einem vertikalen Abstand bei drei Halbrundriegeln von mindestens 40 bis 50 cm von innen angebracht. Sie sollten mit verzinkten Spax- oder Schlüsselschrauben mit einem Mindestdurchmesser von > 6 mm angebracht werden. Durch das Gewinde der Schrauben ist ein hoher Auszugsmoment gegeben. Die Riegel werden entweder auf gleicher Höhe stumpf gestoßen, mit Überlappung zugeschnitten oder am Stoßpunkt jeweils überlappt angeschraubt. Guten Halt gibt die kraftschlüssige Verbindung von Stangen und Pfosten mit verzinkten Holzverbindern und Rillennägeln. Die verwendeten Nägel und Schrauben sollen so lang sein, dass die Einschlagtiefe in den Pfahl die Hälfte bis zwei Drittel des Pfostendurchmessers beträgt. Sinnvoll ist die Komplettierung eines stabilen Holzzauns durch einen zusätzlichen Elektrodraht. Er verhindert das Benagen der Stangen, hält die Pferde vom Scheuern ab und erspart eine der Querstangen.
Seit dem Ende der 70iger Jahre sind Einzäunungen aus ausrangierten Gummi-Förderbändern auf dem Markt. Die 50 m langen Gurte werden in 7 bis 10 cm breite Streifen geschnitten, die Kanten der Gummistreifen sollten kurz mit der Lötlampe abgeflammt werden. Das Material ist witterungsbeständig und fast wartungsfrei; in der Regel wird es von den Pferden nicht benagt. Bei den angegebenen Gurtbreiten sind Pfostenabstände von 2,5 bis 4 m möglich. Zur Montage müssen die Förderbänder mit einer Zugmaschine (Traktor) gespannt werden. Deshalb müssen die durch den Druck stark belasteten Eck- und Torpfosten besonders gut versteift (Pfahl in Beton und seitlich durch Verstrebungen abgestützt) werden. Der um den Eck- und Torpfosten gelegte Gurt wird mit Schlossschrauben und Unterlegscheiben verbunden. An den übrigen Pfosten wird der unter Spannung gehaltene Gurt mit Rillennägeln oder Schrauben befestigt. Wegen der starken Spannung sind Gummizäune für winkelige Weidebegrenzungen mit vielen Richtungsänderungen wenig geeignet; ideal sind sie dagegen für lange gerade Zaunfluchten. Je nach Stabilität dieser Einzäunung mit Förderbändern müssen diese eventuell alle drei bis fünf Jahre witterungsbedingt nachgezogen werden. Die Entsorgung (Altreifen-Entsorgungsunternehmen) dieser Bänder muss in der Kostenkalkulation berücksichtigt werden.
Pferde und Rinder zusammen
Einzäunungen aus einfachem, verzinktem Glattdraht und Stacheldraht sind für die Pferdeweiden ungeeignet. Sie haben den Nachteil, dass sich schnell bewegende Pferde die Drähte nicht rechtzeitig erkennen und sich schwere Verletzungen zufügen können. Bei Verletzungen der Pferde in reinen Pensionspferdeweiden durch Stacheldraht wird dem Pensionsgeber Verletzung seiner Aufsichtspflichten als Tierhüter vorgeworfen. Solche Einzäunungen sind glücklicherweise in der Pferdeweide immer seltener geworden. Werden in den Weiden zu den Pferden gleichzeitig Rinder gehalten, sollte zur Sicherheit für die Pferde zusätzlich an den Zaun ein etwa 50 cm langer Abweiser im rechten Winkel zur Weide mit einer Elektrobreitbandlitze angebracht werden.
Die Meinungen über verzinkte Knotengitterzäune für Pferde sind geteilt. Meist werden sie gewählt, wo außer Pferden auch Schafe gehalten werden. Die Sichtbarkeit dieser Zäune ist zwar gegeben, doch wenn Pferde mit dem Bein durch das Drahtgitter treten, kann es beim plötzlichen Zurückziehen des Hufes zu bösen Fesselverletzungen oder zum Abreißen der Hufeisen kommen. So ist für Pferdekoppeln nur ein engmaschiges Drahtgeflecht im unterem Bereich des Zaunes in Verbindung mit einem zusätzlichem Elektrodraht zu tolerieren.
Der Elektrozaun
Die grundlegende Wirkungsweise des Elektroweidezaunes liegt in der Abschreckung des Pferdes durch den elektrischen Impuls, dem das Tier beim Berühren des Zaunes ausgesetzt ist. Elektrozäune sind für Pferde keine unüberwindbare Barrieren, wie etwa die massive Einzäunung, vielmehr ist es der Respekt vor dem Zaun, der das Tier am Ausbrechen hindert. Der preisgünstige Erwerb dieser Zäune bei fast gleicher Lebensdauer im Vergleich zu den konventionellen Einzäunungen und die einfache und schnelle Handhabung ist der große Vorteil dieser Produkte. In der schlechten Erkennbarkeit und der Verschmutzung von Drähten oder Litzen des Elektrozauns liegen die Hauptnachteile dieser ansonsten von Pferden meist gut respektierten Einzäunung. Eine deutlich verbesserte Erkennbarkeit wird mit Litzen von > 40 mm Breite erreicht.
Beim Weidezaungerät wird die Spannungsversorgung über einen stationären Netzanschluss, über Batterie- (9 V) oder Akkugerät (12 V) oder über Kombinationen von Akkugeräten mit integrierten oder abgesetzten Solarzellen erfolgen. Bei den Geräten ist darauf zu achten, dass sie den einschlägigen Vorschriften entsprechen. Maßgebend ist die VDE 0667 (Verband Deutscher Elektrotechniker) und die EN 61011. Viele elektrische Weidezaungeräte haben auch ein GS- oder DLG-Prüfsiegel. Gemäß den Vorschriften warnt ein Schild vor dem Elektrozaun.
Folgende Anforderungen beinhaltet die VDE-Vorschrift:
- Spannung: 2 000 bis 5 000 Volt (maximal 10 000 Volt)
- Stromstärke: 100 bis 300 mA (maximal bis 1 000 mA)
- Impuls: 0,02 bis 0,1 sec
- Pause: 0,75 bis 1,25 sec
- Impulsenergie: mindestens 0,5 Joule bis maximal 5 Joule.
Die Leitung mit einem geringen elektrischen Widerstand und hoher Biege- und Reißfestigkeit, die allein oder mit Kunststoff als Trägermaterial versehen sind und den elektrischen Impuls weiterleiten, werden als Elektrodraht, -litze, -seil oder –band bezeichnet. Speziell für die Pferdehaltung sind Elektrozaunlitzen und –bänder, bezogen auf die optisch erkennbare Barriere, maßgebend. Die handelsüblichen Litzenbreite variieren zwischen 10 mm, 20 mm und 50 mm. Die breiteren Bänder, bedingt durch eine große Anzahl feiner Drahtleitern, zum Beispiel aus Edelstahl oder Kupfer in wabenartigem Aufbau in farbigen Kunststoffträgermaterial, sind reißfester und besser sichtbar. Der Nachteil ist natürlich die witterungsbedingte Anfälligkeit (Wind, Schnee), wodurch die feinen Drähte brechen könnten. Die 10 mm Litze wird eigentlich nur noch da angewendet, wo sie den mechanischen Außenzaun vor Verbiss schützen soll.
Im Stromkreislauf des elektrischen Weidezaunsystems dient das Erdreich als Rückleiter. Die elektrischen Anschlüsse der Erdung sollten verschraubt sein, als Leitung empfiehlt sich verzinkter Glattdraht, um Korrosionserscheinungen gegenüber Verbindungen von Kupferleitungen und verzinkten Staberdern zu vermeiden. Die zur Erdung verwendeten verzinkten Erdungsstäbe müssen genügend tief im feuchten Erdreich und, je nach Bodenausführung, ausreichender Anzahl von Stäben verwendet werden.
Die Isolatoren trennen das stromführende Elektroband vom Pfahl und vom Erdreich. Die Ausführung und das Material der Isolatoren sollte eine genügende Festigkeit (Spannen des Zauns) und Witterungsbeständig (Sonneneinwirkung, Feuchtigkeit, Frost) haben. Für die Elektrobänder werden sogenannte geschwärzte (UV-unempfindliche) Führungsisolatoren verwendet; sie haben die Aufgabe, das gespannte Band in der gewünschten Höhe zu führen. Sie dürfen nicht umwickelt werden. So kann bei Berührung des Bandes durch das Pferd selbiges nachgeben und ohne zu reißen wieder in seine ursprüngliche Position zurückkehren, nachdem das Tier zurückgewichen ist. Das Elektroband steht dann nicht mehr unter Spannung und muss nachgespannt werden. Bei Kunststoffpfählen und bei Pfählen aus der Holzart Insultimber wirken diese gesamten Pfosten isolierend.
Bewuchs kurz halten
Der Bewuchs, ungeschnittenes Gras oder Zweige, die den Elektrozaun berühren, entladen, je nach Intensität, größtenteils die Hochspannung der Elektroleitungen. Auch reduziert die Stärke des Bewuchses die maximale stromführende Länge einer Elektroleitung. Die maximale Zaunlänge gibt immer die einfache Länge eines kompletten Zaunes an und nicht die Gesamtlänge der einzelnen Elektrobänder. Teilt man die angegebene Zaunlänge durch die Zahl der zu speisenden Elektrobänder und nimmt davon (als Abschlag für Bewuchs) die Hälfte ab, so kommt man auf realistische Zaunlängenmaße.
Für die Elektrozaunleitungen werden folgende Eigenschaften gewünscht: Niedriger elektrischer Leitungswiderstand, hohe mechanische Festigkeit bei gleichzeitiger Elastizität, Witterungsbeständigkeit gegen Feuchtigkeit und UV-Bestrahlung, gute Erkennbarkeit für die Pferde, geringes Gewicht bei Wanderzäunen. Als Innenbegrenzung zur Unterteilung von Portionsweiden ist der Elektrozaun uneingeschränkt zu empfehlen, über die Eignung als alleinige Außeneinzäunung sind die Ansichten – auch der Rechtssprechung – uneinheitlich.
Unerlässlich sind Betriebskontrollen, wie die Kontrolle des Elektrozaungeräts, besonders der Hütespannung, ein- bis zweimal täglich sowie die tägliche Überprüfung des Zauns auf mechanischen Zustand und Bewuchs. Zum Beweis der Kontrollen sollte ein Kontrollbuch geführt werden. Hierdurch wird zwar noch kein Beweis im gerichtsfestem Sinn geführt, doch muss im Streitfall die Gegenseite diese Aufzeichnung erst einmal widerlegen.
Das Tor zur Weide
Weidetore und Durchlässe in der Umzäunung sollen leichtgängig, mit einer Hand zu öffnen und zu schließen sein. Zu empfehlen sind abschließbare Tore, um unbefugten Zugriff oder Diebstahl zu erschweren. Um die Weiden mit Maschinen befahren zu können, muss die Einfahrt mindestens 4 m breit sein. Am einfachsten zu erstellen ist das Stangentor (Rick). Es besteht aus zwei oder drei Rundhölzern, die am Torpfosten aufliegen. Im praktischen Einsatz, wenn täglich Pferde von und zur Koppel gebracht werden müssen, ist das Rick ungeeignet: So ist es unbequem, mit dem Pferd am Strick die Weide zu verlassen, gleichzeitig die nachdrängende Herde fernzuhalten und dabei noch die Querstangen wieder einzulegen. Nicht viel besser in der Handhabung sind die Spiralfedern mit den Torgriffen, die sich auf die erforderliche Durchgangsbreite dehnen lassen. In der Praxis ist es vorgekommen, dass Pferde sich mit den Schweifhaaren in diesen Spiralfedern verfangen haben und aufgrund der Stromschläge panisch reagierten, weil sie sich nicht befreien konnten. Eine Alternative im Elektrozaunbereich ist das verstellbare Elektrotor. Das leichte Grundgestell ist eine verzinkte Stahlausführung, die mit entsprechend vier bis fünf Elektrobändern versehen werden. Das Tor ist von mindestens 3 m bis maximal 4 m verstellbar. Eine einfache und praktische Lösung für massive Außenzäune sind die verzinkten Weidetore, die eine Höhe um 1,10 m haben und sich um 1 m verstellen lassen können. Sie sind leicht zu Bedienen und es bietet sie fast jeder Stalleinrichter für Pferde und Rinder an.